Sonntag, 6. November 2016

Sonntagsbesuch

Neben der Fütterung war heute bei VulPro unter anderem das Schrubben der Geierpools angesagt. Leichtsinnig wollte ich das Wasser der Großvoliere mit den Kapgeier und Weißrückengeiern VOR der Fütterung säubern, damit sie sich hinterher in frischem Wasser baden können. Dumme Idee, denn die kleinen Frechschnäbel hatten Langeweile und stürzten sich gleich zu drei Dutzend auch mich, kaum dass ich die Voliere betreten hatte. Schon irgendwie ein komisches Gefühl 30-40 Geier um einen rum zu haben mit nur einer kleinen Eimer, einer Bürste und einem Besen zur Verteidigung. Aus langer Geiererfahrung heraus also erstmal den Eimer geopfert, damit die Geier was zum Spielen haben. Das hat allerdings nur die Hälfte abgelenkt, während mich die anderen immer noch umzingelt hatten. Aber Aufgeben gilt nicht. Daher mit dem Besen den Weg bis zum Geierpool freigefegt. Jetzt hatte ich das Wasser im Rücken und die Geier immer noch von drei Seiten um mich rum. Den Besen zu opfern wäre zu leichtsinnig, da man sich ihn so schwer zurückkämpfen kann zwischen all den langen Hälsen. Außerdem brauchte ich ihn, um das Wasser aus dem Becken zu kriegen, nachdem ich ja bereits den Eimer geopfert hatte. Blieb also nichts anderes übrig, als erstmal das Wasser halbwegs aus dem Becken zu fegen und dann vorsichtig mit dem Besen in der einen und der Bürste in der anderen das Becken sauber zu schrubben. Klar wollen die Viecher nur spielen, aber in Augenhöhe muss ich ihre Schnäbel nicht unbedingt haben, schon gar nicht in diesen Massen. Nach einigen Minuten war die Aufregung dann aber vorbei, die Geier hielten neugierig etwas Abstand und planschten mich voll, während ich das Becken säubern konnte. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl von diesen Prachttieren akzeptiert zu werden und auf diese Weise mit ihnen viel Zeit verbringen zu können.
Angelockt von den Fressgeräuschen der Volierenbewohner, landeten auch einige wilde Geier im Geierrestaurant. Allerdings war dort beim besten Willen leider nichts Essbares mehr zu finden.
Kurze Aufregung durch den Pferdegalopp...
...aber ansonsten war nicht viel los.
Kurze Zeit später haben wir die Knochenreste aus dem Geierrestaurant zum Aas-Container gebracht, so dass das Geierrestaurant wieder richtig schön aufgeräumt aussieht.
Der Martial Eagle taumelte gegen Mittag auffällig umher, so dass wir ihn mit Verdacht auf Bleivergiftung medizinisch versorgt haben. Bei seinen Riesenkrallen bin ich froh, dass ich ihn nicht selber einfangen musste.
Während zwei von Kerris Hunden heute zum ersten Mal eine Fell-Rasur gegen die Hitze bekamen, kamen Pieter & Natasja zu Besuch, um bei einigen Umbaumaßnahmen zu helfen. Wirklich schön, dass ich die beiden noch einmal wiedergesehen habe.
Von den heutigen Internet-Verbindungsproblemen genervt, habe ich mich ein wenig von unserem Super-Poser, dem Andenkondor-Mann, ablenken lassen. Leider gibt es auf diesem Bild keinen richtigen Größenvergleich, aber diese Flügelspannweite ist gewaltig!
Schnüffelt er sich hier unter den Achseln?
Geierbad in der Brutvoliere.
Während ich den einen Geier noch beim Baden beobachte, hackt mir der nächste Geier bereits halb in die Kamera.
Und während ich von diesem Vieh abgelenkt bin, bemerke ich erst in letzter Sekunde, dass sich ein wilder Geier von der Seite angeschlichen hatte und direkt neben mir stand.
Es gibt eindeutig Schlimmeres, als den ganzen Tag von Geiern umzingelt zu sein ;-)
Hübscher Ohrengeier.
Kapgeier mit vollgefressenem Kopf beim Chillen.
Wollkopfgeier.
Am frühen Nachmittag traf unser ganz besonderer Besucher ein: Alvaro Camiña Cardenal. Wir sind seit vielen Jahren über Facebook in Kontakt und haben uns immer mal wieder über Geier ausgetauscht. Alvaro ist Spanier und hat sein ganzes Leben lang schon das große Glück für die Arbeit mit Geiern sogar bezahlt zu werden. Umso genialer also, dass wir uns nun endlich einmal live kennenlernen. Er bleibt sogar bis Donnerstag hier, so dass ich hoffentlich noch viel Zeit mit ihm verbringen und ihn über seine Arbeit ausquetschen kann. Die Geiergemeinde fasziniert mich immer wieder. Da lernt man sich aus Deutschland und Spanien über Facebook kennen und trifft sich in Südafrika bei VulPro! Einfach klasse! Das Wiedersehen für Kerri und Maggie bzw. das Kennenlernen für mich haben wir heute Abend direkt mit einem Sushi-Fresschen gebührend gefeiert. Mjamm! Der Sushi-Teller sah so köstlich aus, dass ich noch immer dem verpassten Foto nachtrauere. Mit diesem köstlichen Kunstwerken kann in Deutschland bisher noch kein Restaurant mithalten! Vor allem nicht zu dem günstigen Preis hier!
Der junge Weißrückengeier darf heute Nacht übrigens zum ersten Mal draußen schlafen. Er hat mir heute Morgen nicht nur das sowieso schon zerlöcherte T-Shirt noch weiter zerfetzt sondern mir auch noch seine Krallen einmal übers Handgelenk gezogen. Wer Maggies und meine Unterarme sieht, der glaubt bestimmt wir ritzen uns um die Wette. Frechvogel! Hoffentlich übersteht er die Nacht gut, so dass wir uns das schmerzhafte Rumtragen sparen können. Da setze ich mich doch lieber mit einem Schälchen Aasfetzen neben ihn und streichel ihm die Halskrause, während er genüssich frisst.

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