Sonntag, 1. Oktober 2017

Meine Patengeier I

Ich glaube ich bin eine schlechte Patentante, denn leider ist es schon wieder Ewigkeiten her, seit ich das letzte Mal meine Patengeier-Kolonie im Tierpark Nordhorn besucht habe. Die Fahrt ist leider etwas zu weit, um regelmäßiger einen Abstecher dorthin zu machen. Heute hat es aber gut gepasst und schon gings los.
Bin ich wirklich bereits sieben Jahre lang Dauerpate für die Gänsegeier hier!? Wie die Zeit vergeht... Aber klar, als ich vor siebeneinhalb Jahren meinen Geierblog ins Leben gerufen hatte, war ich direkt auf der Suche nach Geier-Nachzuchten in Zoos und bin bei meiner Internetrecherche auf den Tierpark Nordhorn gestoßen. Den musste ich natürlich direkt erkunden und habe anschließend meine Dauerpatenschaft abgeschlossen.
Der Tierpark Nordhorn gehört in jedem Fall zu meinen Lieblings-Tierparks, weil es einfach immer wieder gemütlich und schön dort ist. Die Gehege, Wege und Beete sind nett angelegt, alles ist überschaubar und dennoch sieht man bei jedem Besuch, wie toll sich der Tierpark weiterentwickelt. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und auch jetzt zeigen Infotafeln, dass der Tierpark ein großes Erweiterungsgelände erstehen konnte. Ich bin schon sehr gespannt, welche Tiere dort in den nächsten Monaten bzw. Jahren einziehen werden.

Da ich so selten in Nordhorn bin, bringe ich es gar nicht übers Herz sofort zu den Geier zu flitzen. Daher ging es erstmal gemütlich durch die Gehege im Eingangsbereich, wo es schon vieles zu entdecken gab. Aber natürlich hat mich die Vorfreude doch recht bald zu meinen Paten-Geiern geführt.
Vom Balkon aus konnte ich direkt die ersten Geier im Gegenlicht auf dem großen Geierfelsen entdecken...
...während sich ein weiterer Geier am anderen Ende der Voliere in einer Brutbox versteckte.
Die Voliere sieht leider ziemlich karg aus. Bei der späteren Fütterung erklärte ein Tierpfleger, dass es im letzten Winter über Nacht plötzlich so viel Schnee gab, dass der Stützpfeiler in der Mitte der Voliere unter der Schneelast nachgegeben hat. Die Geier mussten eine Weile umziehen, bis die Voliere wieder repariert war. Das erinnert mich sehr an das Unwetter vor einigen Jahren, das den Stützbaum des Volierendaches eingerissen hatte. Aber Hauptsache den Geiern ist nichts passiert!
Neben dem etwas erhöhten Balkon gibt es am hinteren Ende der Voliere auch eine schöne Terrasse mit Blick auf den Teich, in dem auch Schildkröten leben. Da sich die beiden Ausgucke in der Voliere befinden, könnten die Geier natürlich neugierig auf die Terrassen fliegen. Leider habe ich das bisher noch nicht gesehen, aber ich stelle es mir sehr niedlich vor.
In der Voliere leben neben den Gänsegeiern und Schildkröten auch Waldrappe und Steinböcke. Darunter ein tapsiges Jungtier...
...und einen ausgewachsenen Bock mit beeindruckenden Hörnern.
Weil die Geier vormittags noch etwas träge waren, habe ich mir erstmal in Ruhe den Rest des Tierparks angeschaut und mir einen Fleischkroketten-Snack gegönnt. Unterwegs begegnete mir unter anderem ein hübscher Marabu.
Ein sehr stolzes Tier!
Etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Fütterung ging ich zurück in die Geiervoliere, um mir einen guten Platz am Geländer des Balkones zu suchen. Die Geier waren sichtlich aktiver und hatten sich bereits alle auf dem Geierfelsen versammelt.
Je näher der Zeitpunkt der Fütterung rückte, desto aufgeregter wurden die Geier. Immer wieder flatterten sie von Fels zu Sitzstange und wieder zurück. Dabei ließen sie die Tür, durch die der Tierpfleger das Futter bringen würde, nicht aus den Augen.
Wenns nach den hungrigen Geiern ginge, dann könnte das Aas hack jetzt losgehen!
Als die Geier den Schlüssel des Tierpflegers hörten, schauten sie alle verzückt in seine Richtung und hüpften aufgeregt näher an die Tür heran.
Ein Geier setzte sich sogar direkt oberhalb der Tür auf einen Beobachtungsposten, um als erster das Aas abchecken zu können.
Da ist er, endlich geht's los!!!
Mjammi, wenn das mal kein feines Stück Aas ist!
Schnell hatten die Geier das Aas für sich erbeutet...
...und zogen es gierig durch das Gehege.
Zwischen den Felsen hindurch ging es Richtung Wasserpfütze, aber das war den Geiern egal. Jeder wollte sich das beste Stück vom Aas sichern.
In Nordhorn werden die Geier wesentlich häufiger gefüttert, als Geier in freier Natur normalerweise Aas finden. Daher reichen verhältnismäßig kleine Aasportionen aus, die allerdings vorsorglich so gut wie möglich von Fett befreit werden. Sind die Geier mal überfressen, dann wird eine Mahlzeit ausgesetzt und immer den Bedürfnissen entsprechend mit der Futtermenge gespielt.
Bei manchen Fütterungen hat sich offenbar kaum ein Geier blicken lassen, so dass ich heute richtig Glück hatte. Alle sechs Geier waren am Aas versammelt!
Es ist zwar kein Geierrestaurant wie zum Beispiel bei VulPro in Südafrika mit vielen Dutzend bis hunderten Geiern, aber dennoch kann man hier sehr gut beobachten, wie sich Geier am Aas verhalten. In Zoos mit nur ein oder zwei Geiern im Käfig lässt sich das Dominanzverhalten des hungrigsten und stärksten Geiers nicht erkennen. In Nordhorn sollte man aber, wenn möglich, die Geierfütterung mit in den Tagesplan aufnehmen!

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